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Nobelpreis in Physik 2010: Graphen oder die Vielfältigkeit von Kohlenstoff

von |6. Oktober 2010|

Am gestrigen 5. Oktober 2010 sind die Nobelpreise in Physik für das Jahr 2010 bekannt gegeben worden. Andre Geim und Konstantin Novoselov teilen sich dieses Jahr den Preis für ihre Untersuchungen zu Graphen, welches als Modifikation des Kohlenstoffs mit zweidimensionaler Struktur in Bienewabenform auftritt und thermodynamisch gar nicht stabil sein dürfte.

Jedes Graphen-Kohlenstoffatom ist von drei weiteren umgeben, Graphit kann man sich als Übereinanderstapelung mehrerer Lagen Graphen vorstellen. Die Eigenschaften dieses Materials sind außergewöhnlich. Graphen-Flächeneinkristalle weißen innerhalb der Flächen eine außerordentliche Steifigkeit und Festigkeit auf, die Zugfestigkeit von Graphen ist die höchste bisher gemessene. Es ist für Licht des gesamten Spektrums beinahe vollständig durchlässig, weißt eine dem Kupfer vergleichbare elektrische Leitfähigkeit auf und leitet Wärme mit einer Effizienz, die ihresgleichen sucht.

Von der Halbleitertechnik mit neuen Transistoren, Sensoren, Displays oder Solarzellen bis hin zur Materialwissenschaft aus Kompositmaterialien mit erhöhter Festigkeit, leichterem Gewicht und Elastizität sind die denkbaren Anwendungen weit gestreut.

Ankündigung Freitagsalon Oktober 2010: „Ist Jazz nur Musik?“

von |5. Oktober 2010|

Der nächste Freitag-Salon findet am 29. Oktober 2010, um 21.00 Uhr im Hotel Elephant (in der Hausbar im ersten Stock) statt.

Wir wollten endlich zum Thema Moderne Kunst und Museion kommen, aber leider wird daraus auch im Oktober nichts. Marion Piffer, die wir zu dieser Diskussionsrunde einladen wollten, hat an diesem Abend bereits einen Termin. Ich habe daraufhin Norbert Dalsass gefragt, ob er zu uns kommt und Norbert hat zugesagt.

Zu seiner Person ist zu sagen, dass er sich vor allem mit zwei Dingen beschäftigt: Architektur und Musik. Von 1987 bis 2005 war er an der Bürosozietät Studio ARCH beteiligt und seit 2005 hat er sein eigenes Studio ARCH panta rei. Als Jazzmusiker spielte und spielt er nach wir vor in verschiedenen Gruppen mit, die er z.T. selbst gründete. Er startete aber auch Soloprojekte. Fünf CDs hat er bereits aufgenommen. Schließlich ist er auch als Kulturveranstalter sehr rührig (Programmgestalter der Jazzveranstaltungen der Gruppe Dekadenz, INTERREG Projekt Alpenluft).

Wir haben uns folgendes Thema für den Diskussionsabend ausgedacht: „Ist Jazz nur Musik?“

Musik im Allgemeinen – und vielleicht im Besonderen Jazz – hat sehr viel mit Improvisation, Kreativität und Intuition zu tun. Für viele Musiker ist deshalb Musikmachen nicht nur eine Tätigkeit wie jede andere. Musik nimmt den Menschen voll ein, bedeutet vielfach geradezu einen Lebensstil, eine Lebensphilosophie. Dieser Lebensweise als Musiker möchten wir mit Norbert Dalsass auf die Spur gehen. Dabei werden wir sicherlich auch über Jazz und die Musikszene in Südtirol zu sprechen kommen.
http://blog.safog.com/2010/06/22/der-freitagsalon-in-brixen-debattieren-uber-gott-und-die-welt/

Freitagsalon Brixen September 2010: Eine freie Frau denkt. Sexuelle Differenz und Freiheit

von |5. Oktober 2010|

Sandra Divina – unser Gast des Abends – hat sich in ihrer Studienzeit in Verona, wo sie das Studium der Pädagogik absolvierte, auf die Suche nach der Freiheit des Denkens begeben. Von Anfang an beschäftigte sie der Zusammenhang Denken und Freiheit; es ging dabei um die Entdeckung der Freiheit auf theoretischer Ebene.

Schon in der Oberschule war ihr Lieblingsfach die Philosophie und auch bei ihrem Hochschulstudium hat sie die philosophische Richtung ausgewählt. Zentrale Bedeutung nimmt für jede/n, die/der sich für dieses Fach interessiert, die Ausbildung und das Üben des Denkens ein. Zwei Stunden am Tag sollte geübt werden. Denken ist Trainingssache. Wer ein/e Gelehrte/r werden will, kommt auch nicht an der Etymologie vorbei; mit der Begrifflichkeit, mit der Herleitung der ursprünglichen Bedeutung der Begriffe gilt es sich auseinanderzusetzen. Dies war für Sandra bereits wegen der Tatsache, dass sie zweisprachig aufgewachsen ist (italienischer Vater und deutsche Mutter) immer schon ein äußerst wichtiges Anliegen.

In Verona lernte Sandra das abendländische Denken näher kennen. Dabei muss festgestellt werden, dass es in der Geschichte der Philosophie fast nur Männer gibt. Die ganze Zeit herauf waren die Gedankengebilde der Männer wichtiger, als das was eine Frau denkt. Eine Frau hatte eigentlich gar nicht zu denken, tat sie es trotzdem und schrieb sie ihre Gedanken nieder, wurden ihre Texte in der Regel zerstört. Wenn es heute doch noch einige philosophische Werke von Frauen gibt, so hat dies damit zu tun, dass diese Texte anonym oder unter einem männlichen Decknamen verfasst wurden und so vor der Zerstörung gerettet werden konnten. In jedem Fall kann vorausgeschickt werden, dass das philosophische Denken der Frauen anders ausfällt als jenes der Männer. Beschäftigt sich eine Frau mit Platon, wird das Ergebnis immer ein anderes sein, als wenn ein Mann dies tut.

Dieser Tatsache versuchte eine Reihe von Philosophinnen in Verona auf dem Grund […]

Süße Fließkunde: Rheologie der Schokolade

von |4. Oktober 2010|

Wenn die Nächte länger und die Tage kürzer werden und der Herbst ins Land zieht, schlagen selbst im sonnenverwöhnten Südtirol die zahlreicheren Regentage aufs Gemüt. So gesehen könnte man das erhöhte Schlafbedürfnis und den Heißhunger auf Kohlenhydrate wie Schokolade im Grunde als ein Relikt des Winterschlafes ansehen, der mit Veränderungen im Hormonspiegel, der Herzfrequenz und dem Blutdruck einhergeht und eine monatelange Ruhephase einleiten soll.

Dass der „Deprikiller“ Schokolade mit der Komponente Theobromin („Götterspeise“) zumindest bei Menschen, Ratten und Mäusen positive Wirkung zeigt, ist wohl einer der Hauptgründe für seine Beliebtheit. Für wissenschaftsaffine Zeitgenossen lassen sich aber auch ein paar physikalische Eigenschaften der Schokolade anführen, die bei der berufsbedingten Lektüre von Eric Dickinsons „An Introduction to Food Colloids“ ins Auge gesprungen sind.

Die Rheologie als „Fließkunde“ ist Grundlage vieler Prozesse in Fertigung und Qualitätssicherung. Das rheologische Verhalten von Dispersionen bestimmt neben den Kosten bei Herstellung, Handling und Transport in vielen Fällen auch die Qualität des Endproduktes. Für Lebensmittel und Kosmetikprodukte ist das Verformungs- und Fließverhalten vielfach sogar essentiell in Bezug auf die Ästhetik und „sinnliche Ausstrahlung“ des Endzustandes. Das „Feel“ einer Kosmetik-Lotion oder die Konsistenz von Ketchup sind oftmals verantwortlich für Top oder Flop im Verkauf.

Nicht nur für Schokolade-Enthusiasten ist die Art und Weise des „Mundfeelings“ ein wichtiger Aspekt. Ein großer Teil davon hängt mit den rheologischen Änderungen durch das Schmelzen des Fettes im Mund zusammen. Vom Prozess-Standpunkt aus steht die Forderung nach freiem Fließen bei hohen Scherraten und vernachlässigbarem Fluss bei niedrigen. Schokolade sollte sich also prinzipiell scherverdünnend verhalten, also bei hohen Scherkräften eine niedrigere Viskosität zu zeigen. Im Mund soll Schokolade also dünnflüssig, in der Verpackung dickflüssig sein.

Warum sind nun die Kolloide und die Rheologie der Kolloide relevant für die Schokolade? Geschmolzene Schokolade ist eine komplexe Multiphasen-Flüssigkeit aus festen fettfreien Anteilen (ca. 70% Volumenanteil für Zuckergranulat und zerstampfte Kakao-Bohnen) und […]

Bürokratenparty in China: United Nations Climate Change Conference

von |4. Oktober 2010|

Vom 4. bis zum 9. Oktober findet die 14. Session der „Ad Hoc Working Group on Further Commitments for Annex I Parties under the Kyoto Protocol“ (AWG-KP) sowie die 12. Session der „Ad Hoc Working Group on Long-term Cooperative Action under the Convention“ (AWG-LCA) im Tianjin Meijiang Convention and Exhibition Center (MJCEC) in Tianjin/China statt. Die Veranstaltung soll dazu dienen, als 4. und letzte Vorbereitungskonferenz für den finalen Showdown beim Klimagipfel in Cancun/Mexico doch noch eine Kehrtwende einzuleiten.

Christiana Figueres, Executive Secretary der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), fasst den ersten und einzigen Meilenstein des Treffens wie folgt zusammen:

Dear friends, now is the time for you, as negotiators, to rise to your challenge. This is the last negotiating session before Cancun.

MIt dem Hinweis, dass eine gemeinsame Basis dringend nötig ist, führt sie in ihrer Eröffnungsrede ungewöhnlich klar 4 zentrale Arbeitspunkte auf:

Wiederherstellen des Glaubens an die Fähigkeit der Vertragsparteien, die Verhandlungen voranzubringen.
Multilateralismus soll nicht als Einwegstraße abgestempelt werden.
Untätigkeit wegen andauernder Streitigkeiten ist inakzeptabel.
Die in den letzten Jahrzehnten hart erkämpften Erfolge des Klimaschutzes dürfen nicht zunichte gemacht werden.

Die Ergebnisse werden jedenfalls schon einen Ausblick auf das Erreichbare bei der COP16/CMP6 liefern, die als 16. „Conference of the Parties“ (COP) und 6. „Conference of the Parties serving as the meeting of the Parties to the Kyoto Protocol“ (CMP) wohl bloß als weitere Bürokratenschlacht in die Geschichte des Klimaschutzes eingehen wird.