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Freitagsalon Brixen: Zivilcourage gegen häusliche Gewalt

von |30. April 2010|

Gleich zwei Frauen führten uns in die Thematik „häusliche Gewalt und Frauenhäuser“ ein: Barbara Wielander, die Leiterin des Frauenhauses Brixen, sowie Anna Maria Spellbring, Beraterin in der Kontaktstelle des Frauenhausdienstes. An der Diskussionsrunde nahmen noch zwei weitere Mitarbeiterinnen des Frauenhauses teil: Christina Hofer und Renate Seeber.

Die ersten Fraueninitiativen, die sich mit dem Problem häusliche Gewalt auseinander setzten, waren rein privater Natur und gingen nicht von öffentlichen Stellen aus. Es waren engagierte Frauen, die mit viel Zivilcourage sich für dieses Anliegen einsetzten.

Später schritt auch der Gesetzgeber ein. So wurden die Frauendienste geschaffen, die eine Anlaufstelle für Frauen in verschiedenen Problemsituationen darstellen und entsprechende Beratungen anbieten. Auch das Angebot an Frauenhäusern wurde dadurch ausgebaut und institutionalisiert. Die ersten Frauenhäuser gingen auf Privatinitiativen zurück; das allererste entstand in England, weitere folgten in Deutschland und sie waren immer sofort voll belegt.

Heute sieht der Gesetzgeber auf 10.000 Frauen die Errichtung jeweils eines Frauenhausplatzes vor. In Südtirol ist dieses Ziel bereits erreicht und die Frauenhäuser werden zu 100 % von der öffentlichen Hand finanziert. Ein bestimmtes Einzugsgebiet für ein Frauenhaus gibt es nicht. Grundsätzlich ist es besser, wenn Frauen nicht dort, wo sie leben, ein Frauenhaus aufsuchen, sondern an ganz einem anderen Ort, um so besser geschützt zu sein vor dem gewaltausübenden Mann.

Von Seiten der UNO ist häusliche Gewalt als Menschenrechtsverletzung anerkannt.

Dennoch muss festgestellt werden, dass die häusliche Gewalt nicht abnimmt. Im Schnitt erfährt jede dritte Frau mindestens einmal Gewalt in ihrem Leben. Betroffen sind alle Altersklassen. Vor allem in Konfliktsituationen oder bei schwierigen Bedingungen und Lebensumständen kann es zu gewalttätigen Handlungen kommen. Ist der Mann Unsicherheiten ausgesetzt, dann schlägt er zu. Oder ist er sprachlich nicht so gewandt wie sein Gegenüber, dann greift er ebenfalls nicht ungern zur Gewalt. Das Ablegen derartiger Verhaltensmuster ist äußerst schwierig. Auch in unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es nur genug […]

Freitagsalon Brixen: Das ladinische Schulmodell

von |26. März 2010|

Es war ein sehr angenehmer Abend, mit Theodor Rifesser über die ladinische Schule zu plaudern. Eins ist dabei wohl den meisten von uns bewusst geworden: wir wissen relativ wenig über die kleinste Sprachgruppe in unserem Land und deren kultureller Entwicklung. Aber die Neugier war groß und Theodor schöpfte aus seinem reichen Erfahrungsschatz, den er sich im Laufe der Zeit über die ladinische Schule und insgesamt über die ladinische Sprachgruppe angeeignet hat; er ließ kaum eine Frage offen.

Theodor Rifessers Arbeitsleben war und ist mehr oder weniger zur Gänze mit der Schule verbunden. Zuerst war er Lehrer, dann arbeitete er als Schulpsychologe und seit 20 Jahren leitet er nun das ladinische pädagogische Institut.

Zuerst schilderte uns Theodor die Geschichte der ladinischen Schule; er ging dabei bis in das 19. Jahrhundert zurück. Ende des 19. Jahrhunderts gab es den so genannten Enneberger Schulstreit. Für viele war die Schule in jener Zeit in den ladinischen Tälern zu „deutschlastig“. Es gab keinen Italienischunterricht. Vor allem aus kirchlichen Kreisen wurde diese Kritik angebracht. In der Kirche wurde nämlich Italienisch gesprochen. Die ladinischen Priester studierten allesamt in Trient. Sie vermissten aber genügende Italienischkenntnisse bei der ladinischen Bevölkerung. Daraufhin wurde, zuerst in den Gadertaler und dann auch in den Grödnern Schulen, neben Deutsch auch Italienisch gelehrt.

Im 20. Jahrhundert hat es dann Zeiten gegeben, in denen einmal die deutsche und einmal die italienische Sprache vorherrschte. Während des I. Weltkriegs wurde nur in Deutsch gelehrt, in der Zeit des Faschismus daraufhin nur Italienisch. In den ladinischen Tälern hat es kaum Katakombenschulen gegeben, wohl auch aus dem Grund, weil das Ladinische nicht so verboten war, wie das Deutsche. Als dann im Jahre 1943 Norditalien dem Hitlerdeutschland einverleibt wurde, war die Unterrichtssprache wiederum Deutsch.

Nach Ende des II. Weltkrieges ging ein Streit (der ca. drei Jahre dauerte) darüber los, welche Sprache in der […]

Freitagsalon Brixen: Manuela Kerer

von |26. Februar 2010|

Manuela Kerer ist es gelungen, uns für zwei Stunden in Bann zu halten. Ihr Tatendrang, ihre vielseitige Ausbildung, ihre unerschrockene Herangehensweise an neue Herausforderungen, ihr erfrischend lebendiges Auftreten ließen nur Kurzweile zu.

Ihre Aktivität ist geradezu sprichwörtlich.

Beginnen wir mit den verschiedenen Studien und Ausbildungen, die sie genossen und erfolgreich abgeschlossen hat. Nachdem das Medizinstudium letztlich nicht in Frage gekommen ist (da man sich bei diesem Studium einzig und allein auf dieses Fach konzentrieren muss und so gut wie keine anderen Ausbildungen und Tätigkeiten nebenher möglich sind), hat sie sich für das Jusstudium entschieden. Daraufhin hat Manuela das Psychologiestudium absolviert. Im Bereich Musik schließlich hat sie Geige und Komposition studiert.

Das Komponieren ist Manuelas liebste Beschäftigung. Dabei lässt sie aber die anderen von ihr studierten Fachbereiche nicht etwa links liegen. Im Gegenteil, sie sagt, dass ihr die anderen Studien sogar mehr fürs Komponieren nützen als das Kompositionsstudium selbst.

Klar belegt wird diese Tatsache durch die Titel der in der Folge angeführten Kompositionsarbeiten.

Zu den Kompositionen von Manuela Kerer zählen Personale „Tirol-Festival“ Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck (u.a. Vertonung von 7 Gesetzen des italienischen Strafgesetzbuches); „sussuramënt dla munt“ für Orchester und Publikum (St. Blasius Akademie, Innsbruck); „Art`s birthday“- Ö1 Kunstradio; „Orgelwanderungen“; „Festival zeitgenössischer Musik“ (Südtirol); „Passion Grinzens“; „son moussant“: Akustische Inszenierung des Ferdinandeums als Gebäude (CD Produktion); „Luna Chiarina“ („Colloquium Chor und Orchester“ Füssen); Oper „Rasura“, Libretto von Kurt Lanthaler; „dl rëgn de fanes“ für Streichtrio (ORF Landesstudio Tirol); „Drau- Projekt“; „Lehrlingsprojekt“ („Klangspuren Schwaz“ 2007); „bleu marrant“ für Ensemble und Power Point Präsentation („die reihe“- Schönberg Center Wien). Manuela Kerer schreibt derzeit neben Musik an ihren Dissertationen „Das nicht-verbale [musikalische] Gedächtnis bei Patienten mit leichter Demenzerkrankung“ an der Psychiatrie Innsbruck und „Die Entwicklung der Rechte der Komponisten“ an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck.

Manuela Kerer glaubt an das, was sie macht. Sie wartet nicht darauf von der Muse geküsst […]

Freitagsalon Brixen: Il conflitto etnico rappresentato

von |29. Januar 2010|

Wie steht es um das Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol? Wie weit besteht in der Südtiroler Bevölkerung der Wunsch, das Bedürfnis, dass sich die einzelnen Sprachgruppen möglichst nahe kommen? Welche ist eigentlich die wahre Minderheit (und somit die am meisten schutzbedürftige) in Südtirol: die deutsche Volksgruppe, die italienische Volksgruppe, die ladinische Volksgruppe, die Gemischtsprachigen, die Ausländer? Wieviel Miteinander verträgt überhaupt eine Situation, wie wir sie in Südtirol haben?

Über all diese Fragen und so manche mehr wurde sehr lebendig diskutiert und ein wesentlicher Beitrag zur Lebhaftigkeit des Diskussionsabends ist mit Sicherheit von Gabriele di Luca gekommen, der uns mit verschiedenen Aussagen und Positionen, die wir uns von seiner Seite nicht erwartet hätten, auf Trab gehalten hat.

Seine Nüchternheit und Desillusioniertheit, mit der er an diese Thematik herangegangen ist, hat so manchen aus den Reihen der Diskussionsrunde sehr überrascht. Obwohl er sich von Haus aus in einer interethnischen Realität (seine Frau ist deutscher Muttersprache) befindet, betont er, nicht um die Annahme umhin zu kommen, dass die interethnische Frage in Südtirol eigentlich keinen großen Stellenwert hat. Im Gegenteil, wer heute einer interethnische Südtiroler Realität das Wort redet, wird nur mehr belächelt. Auch Alexander Langer, der sicherlich ein fähiger Politiker war, musste schließlich einsehen, dass das Anliegen einer bestmöglichen Annäherung der Sprachgruppen in Südtirol eigentlich ein politisches Randdasein darstellt. Um also politisch nicht auf der Stelle zu treten, nahm er in seiner politischen Bewegung zunehmend neue Inhalte auf, was in der damaligen Zeit vor allem Umweltthemen waren.

Gabriele di Luca glaubt also nicht daran, dass in der Südtiroler Bevölkerung (weder von deutscher noch von italienischer Seite) ein großes Interesse für ein möglichst enges Miteinander besteht. Man wird sich wohl damit begnügen müssen, wenn es ein möglichst friedliches Nebeneinander gibt, denn es zeichnet sich schon immer mehr ein Ohneeinander ab, das natürlich nicht unerhebliche Gefahren in […]