Eine Hiobs-Botschaft jagt die andere. Gestern noch schockierten uns die Bilder der Unwetterkatastrophe im nördlichen Wipptal, heute geht wegen Alex Schwazers Doping-Geständnisses eine Welle des Entsetzens durch das ganze Land und schlägt auch im Ausland hohe Wogen. Fragt man nach den Ursachen einer derartigen Aktion, kann man mit Leichtigkeit ins Wanken geraten.

EPO oder Erythropoetin ist als Hormon für das Wachstum der roten Blutkörperchen während der Blutbildung von Bedeutung. Als Medikament wird das Präparat in erster Linie bei der Behandlung von Blutarmut (Anämie) eingesetzt, um die Bildung roter Blutkörperchen anzuregen, wenn Patienten aus verschiedenen Gründen an Blutarmut leiden.

Recormon von Roche, ein EPO-Präparat

Wenn jetzt Schwazer zu einem derartigen Doping-Mittel greift, das bereits seit Jahrzehnten bekannt und mittlerweile veraltet ist (vermutlich benutzt er auch noch eine Super-8-Kamera und einen C64 mit Datasette), für welches seit 2001 ein verlässlicher Urintest existiert und dessen Nebenwirkungen (Wachstumsstimulation von Tumoren jeglicher Art, übermäßiger Anstieg des Hämatokritwertes und damit mögliche lebensbedrohliche Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems) jeden normalen Menschen abwinken lassen, dann steht entweder sein innerer Beraterkreis unter Drogen, oder die ganze Sache ist wirklich auf seinem ureigenen Mist gewachsen, ein Mist wohlgemerkt, der bis in die letzte Faser unfruchtbar ist und vor kurzsichtigem Denken nur so strotzt.

Dass diese Sichtweise andere genauso teilen, zeigt ein Blick in die Kommentare der hiesigen und ausländischen Nachrichtenportale. Jedenfalls ist nun klar, weshalb er für den 20-km-Wettkampf gar nicht erst nach London gereist ist, nachdem man ihm vor einer Woche in seinem Trainingslager in Oberstdorf EPO nachgewiesen hat.

Lokal geprägte Zyniker könnten die Sache mit der Vermehrung der roten Blutkörperchen auch als Versuch sehen, dem in einschlägigen Kreisen oftmals kritisierten grünen Drittel der Fahne um Schwazers Hals in Peking etwas entgegenzusetzen:

Schwazer nach seinem Olympia-Sieg in Peking

Jedenfalls scheint eine abgewandelte Variante des Ringspruches aus Herr der Ringe auch in die Welt der olympischen Ringe ganz gut zu passen, diesmal aber auf keinen Ring, sondern eine Spritze geschrieben, und auch nicht in der Schwarzen Sprache Saurons, sondern in der Sprache der Habgier:

5 Ringe sich zu knechten sich maßlos zu schinden,
den Körper zu dopen um dann im Dunklen zu verschwinden!