Ein lauer Spätsommer-Abend in Brixen/Südtirol hätte es werden sollen, mit Freunden im Garten, Kerzenschein und einem guten Glas Wein. Die paar Stechmückenattacken hätten die gesellige Runde dann auch nicht weiter gestört, hätte die Gestochene etwas beherzter zugeschlagen und das Insekt während der Saugphase bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht. So aber fiel es einfach auf den Boden, wo es unter neugierigen Blicken ans Licht gefördert wurde. Selbst im schwachen Kerzenschein fielen sofort die weißen Markierungen am Hinterteil auf, eine genauere Untersuchung am Tag darauf unter einem Mikroskop brachte dann die Wahrheit ans Tageslicht:

Gesamtübersicht Tigermücke linke Seite
Gesamtübersicht Tigermücke rechte Seite
Kopf der Tigermücke
Gesamtansichten und Detailansicht des Kopfes der Asiatischen Tigermücke.

Alle typischen Kennzeichen stimmen: Die Größe passt, der Stechgrüssel setzt am Kopf an, die Flügel sind ohne auffällige Musterung, das Exemplar ist schwarz-weiß gefärbt, die typische Musterung an Beinen und Kopf ist erkennbar. Es scheint sich also aller Wahrscheinlichkeit um einen Vertreter der Gattung Stegomyia albopicta, früher Aedes albopictus zu handeln, der unter den Namen Asiatische Tigermücke wohl besser bekannt ist.

Asiatische Tigermücke bei der Mahlzeit
Eine Asiatische Tigermücke zu Beginn ihrer Stechmahlzeit.

Laut Wikipedia trat der Plagegeist zuerst 1979 in Albanien auf, nachdem er offenbar mit Warenlieferungen aus China eingeführt worden war. In Autoreifen aus Georgia in den USA reiste sie dann nach Italien ein und hat sich inzwischen fast auf dem ganzen italienischen Festland verbreitet. Im Amt für Hygiene der Provinz Bozen hängen zwar Warn-Plakate über die Tigermücke und liegen entsprechende Flyer auf, im Internet ist davon aber nichts zu finden. Man will wohl keine potentiellen Urlauber abschrecken. Schließlich macht es kein allzu gutes Bild, wenn Südtirol als begehrte Urlaubsdestination im In- und Ausland plötzlich mit der Asiatischen Tigermücke konfrontiert wird, die man ansonsten mit der Karibik, Mittelamerika, Australien und Südamerika verbindet.

Aber noch ist das Gefahrenpotential hierzulande klein. Prinzipiell kann das Insekt für den Menschen relevante und teilweise auch nicht zu unterschätzende virelle Krankheiten übertragen, wie das West-Nil-Virus, das Gelbfiebervirus, die St.-Louis-Enzephalitis, des Dengue-Fieber oder das Chikungunya-Fieber. Solange die Mücken aber in geringer Zahl auftreten und entsprechende Krankheitserreger im Bereich der Tigermückenpopulationen nicht zirkulieren, ist keine Ansteckungsgefahr gegeben. Ist die Populationsdichte aber einmal groß genug und bringen heimkehrende Urlauber Viren in die Gebiete mit Mückenbefall, können sich diese epidemieartig ausbreiten. Schließlich benötigen die Viren innerhalb der kaltblütigen Mücken auch ausreichend hohe Temperaturen, um sich signifikant vermehren zu können, aber dafür gibt es ja Potential in Hülle und Fülle.