Freitagsalon Brixen: Das ladinische Schulmodell

von |26. März 2010|

Es war ein sehr angenehmer Abend, mit Theodor Rifesser über die ladinische Schule zu plaudern. Eins ist dabei wohl den meisten von uns bewusst geworden: wir wissen relativ wenig über die kleinste Sprachgruppe in unserem Land und deren kultureller Entwicklung. Aber die Neugier war groß und Theodor schöpfte aus seinem reichen Erfahrungsschatz, den er sich im Laufe der Zeit über die ladinische Schule und insgesamt über die ladinische Sprachgruppe angeeignet hat; er ließ kaum eine Frage offen.

Theodor Rifessers Arbeitsleben war und ist mehr oder weniger zur Gänze mit der Schule verbunden. Zuerst war er Lehrer, dann arbeitete er als Schulpsychologe und seit 20 Jahren leitet er nun das ladinische pädagogische Institut.

Zuerst schilderte uns Theodor die Geschichte der ladinischen Schule; er ging dabei bis in das 19. Jahrhundert zurück. Ende des 19. Jahrhunderts gab es den so genannten Enneberger Schulstreit. Für viele war die Schule in jener Zeit in den ladinischen Tälern zu „deutschlastig“. Es gab keinen Italienischunterricht. Vor allem aus kirchlichen Kreisen wurde diese Kritik angebracht. In der Kirche wurde nämlich Italienisch gesprochen. Die ladinischen Priester studierten allesamt in Trient. Sie vermissten aber genügende Italienischkenntnisse bei der ladinischen Bevölkerung. Daraufhin wurde, zuerst in den Gadertaler und dann auch in den Grödnern Schulen, neben Deutsch auch Italienisch gelehrt.

Im 20. Jahrhundert hat es dann Zeiten gegeben, in denen einmal die deutsche und einmal die italienische Sprache vorherrschte. Während des I. Weltkriegs wurde nur in Deutsch gelehrt, in der Zeit des Faschismus daraufhin nur Italienisch. In den ladinischen Tälern hat es kaum Katakombenschulen gegeben, wohl auch aus dem Grund, weil das Ladinische nicht so verboten war, wie das Deutsche. Als dann im Jahre 1943 Norditalien dem Hitlerdeutschland einverleibt wurde, war die Unterrichtssprache wiederum Deutsch.

Nach Ende des II. Weltkrieges ging ein Streit (der ca. drei Jahre dauerte) darüber los, welche Sprache in der […]