Neues aus der Astronomie

JPL Space Gallery

von |30. April 2008|

Das Jet Propulsion Laboratory will ein Auge für die Schönheit des Universums haben und fängt in einer neuen Bildergalerie die ästhetischen Seiten der Erde, des Sonnensystems und des Universums ein, um sie in einem zeitgemäßen Layout neu zu präsentieren.

Das Durchsuchen des Bildbestandes wird durch eine scrollfähige Bildnavigation erleichtert, der Benutzer kann individuelle Galerien betrachten. Bilder lassen sich per E-Mail versenden, die Suche kann über Tags oder herkömmlich über Suchbegriffe erfolgen. Der von der NASA eingeschlagene Web-2.0-Weg wird somit konsequent fortgesetzt.

„Expelled: No Intelligence Allowed“ oder Darwins Schuld am Holocaust

von |25. April 2008|

Expelled: No Intelligence Allowed soll sich rühmen können, in 1000 Kinos zeitgleich an den Start gegangen zu sein und damit den größten Film-Start für einen Dokumentarfilm hingelegt zu haben, der jemals in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde. Heißer soll er sein als Fahrenheit 9/11 und weitaus bequemer als Eine unbequeme Wahrheit.

Frei nach einem der über 1000 Kommentare eines zugehörigen Blogeintrages kann man den Grundton des Films in Gleichungsform auf den Punkt bringen:

Evolutionist = Atheist = Rassist = Nazi

Der Grundton des Films ist schnell genannt:

Sollten Forscher Zweifel an der scheinbar etablierten Evolutionstheorie Darwins hegen oder gar bei der Entstehung des Lebens eine göttliche Hand oder „Intelligent Design“ in Betrachtung ziehen, werden diese gezielt und bewusst aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft verbannt.

Ben Stein besinnt sich als Hauptdarsteller seiner jüdischen Wurzeln, besucht neben Dachau auch andere unrühmliche Orte nationalsozialistischer Vergangenheit wie das hessische Hadamar, wo 15.000 geistig behinderte Menschen im Rahmen von Hitlers Euthanasie-Programm ermordet worden waren und gibt dem Darwinismus die Schuld am Holocaust.

Die Auseinandersetzung mit dem Film findet zur Zeit wohl am lautesten auf YouTube statt, wo sich auch mit Sexpelled: No Intercourse Allowed eine Parodie finden lässt, wo Forscher dramatisch ausgegrenzt werden, die noch an den Storch als Baby-Bringer glauben.

Die Milchstraße und der Big Bang

von |18. März 2008|

Für eine Auflistung der größten wissenschaftlichen Leistungen des 20. Jahrhunderts würde sicher auch die Entdeckung von Strukturen in der kosmischen Hintergrundstrahlung herhalten müssen, 1996 wurden die daran beteiligten Forscher sogar mit den Nobelpreis ausgezeichnet.

Im frühen heißen Plasma des Universums konnten aus dem Urknall stammende Photonen nicht allzuweit reisen, ohne von Elektronen gestreut zu werden. Erst ca. 380.000 Jahre nach dem Urknall rekombinierten die freien Elektronen mit Protonen zu neutralen Wasserstoffatomen, Licht konnte sich somit über weite Strecken frei ausbreiten, ohne gestreut zu werden. Wegen des Expansion des Universums wurde die Wellenlänge der Photonen gedehnt, es entstand die kosmische Hintergrundstrahlung, eine zeitlich eingefrorene Karte der Struktur des frühen Universums.

Die Daten des COBE-Satelliten aus dem Jahr 1993 sowie mit größerer Detailschärfe auch jene des WMAP-Satelliten aus dem Jahr 2003 zeigen kleine Temperaturschwankungen, welche die kosmische Hintergrundstrahlung durchsetzen.

Hintergrundstrahlung aufgenommen durch den Satelliten COBE.

Hintergrundstrahlung aufgenommen durch den Satelliten WMAP.

Diese Daten sollen zeigen, dass die Massenverteilung im frühen Universum keineswegs gleichförmig sondern von Regionen unterschiedlicher Dichte durchsetzt war, aktuellen kosmologischen Modellen zu Folge die Ursache für Galaxien und andere großräumige Strukturen des heutigen Universums.

Nun rüttelt Gerrit L. Verschuur von University of Memphis in Tennessee kräftig am Gedankengebäude des Urknalls. Er untersuchte die Messdaten des Leiden-Argentina-Bonn-Surveys (LAB), der ersten vollständigen Himmelsdurchmusterung der Verteilung von neutralem Wasserstoff und entdeckte Ähnlichkeiten mit den Strukturen der Verteilung neutralen Wasserstoffs in der Milchstraße. Mit anderen Worten: Die mit den Satelliten gemessenen Fluktuationen könnten überhaupt kein Bestandteil der kosmischen Hintergrundstrahlung sein. Alle aus den vermeintlichen Dichteschwankungen (direkt oder indirekt) erhaltenen Kuriosa wie Dunkle Energie und Dunkle Materie würden dadurch […]

Die ungleiche Schwester oder der Treibhauseffekt auf der Venus

von |21. Februar 2008|

Mit einer Oberflächentemperatur von über 400 °C und dem 100-fachen Atmosphärendruck der Erde sind Masse und Radius die einzigen Parameter, welche für unseren Nachbarplanet das Prädikat Zwillingsplanet rechtfertigen würden, präsentiert sie sich doch mehr als lebensfeindlich.
Das ASPERA-4-Experiment (Analyzer of Space Plasmas and EneRgetic Atoms) an Bord der der seit 2006 im Venus-Orbit befindlichen ESA-Sonde Venus Express brachte neue Erkenntnisse über die Atmosphärenzusammensetzung. Håkan Svedhem und Kollegen liefern in einem Nature-Artikel (Focus: Venus Express, Nature 450, 629ff) Erklärungen, weshalb Wasser auf der Venus nur in Spuren vorkommt, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass es in der Vergangenheit in viel größeren Mengen vorkam und möglicherweise sogar Ozeane wie auf der Erde bildete. Es muss also einen Mechanismus geben, der für den Wasserverlust verantwortlich zeichnet.

Der das solare Magnetfeld mit sich tragende Sonnenwind induziert demnach ein elektrisches Feld, welches problemlos Ionen aus der Ionosphäre der Venus wegziehen kann.

Das Plasma-System der Venus in zylindrischen Koordinaten

Aus dem gemessenen Ionenverhältnis zwischen Wasserstoff und Sauerstoff von 1:2 kann auf Wasser als Quelle der Ionen geschlossen werden. Ohne bindendes Wasser, das CO2 wie auf der Erde aus der Atmosphäre entfernen konnte, resultierte auf der Venus ein extremer Treibhauseffekt, der die aktuellen klimatischen Bedingungen verursacht hat.

Komposit-Bild der Venus aus UV-Bildern der Venus Monitoring Camera (VMC) und IR-Bildern des Visual and Infrared Thermal Mapping Spectrometer (VIRTIS).

Asteroid 2007 TU24 passiert die Erde

von |25. Januar 2008|

Der vom Catalina Sky Survey am 11. Oktober 2007 entdeckte Asteroid 2007 TU24 soll am 29. Jänner 2008 um 9.33 Uhr MEZ in einem Abstand von 537.500 km an der Erde vorbeifliegen und wegen seiner Größe zwischen 150 m und 600 m eine scheinbare Helligkeit von 10.3 mag errreichen.

Aufsuchkarte für 2007 TU24

Damit dürfte er mit 3-Zoll-Teleskopen bereits sichtbar sein und eine genauere Beobachtung durchaus verdienen, auch auf Grund der Tatsache, dass der aktuelle Vorbeiflug bis 2027 die größte Annäherung durch ein bekanntes Objekt mindestens dieser Größe sein wird. Nichtsdestotrotz sollte eine derartige Annäherung rein statistisch gesehen alle 5 Jahre vorkommen, wenn man annimmt, dass ca 7.000 entdeckte und unentdeckte Objekte dieser Größe existieren. Impaktereignisse dieser Größenordung kommen demnach alle 37.000 Jahre vor.

Update vom 28.01.2008:
Das Goldstone Solar System Radar Telescope in der kalifornischen Mojave-Wüste hat die ersten Bilder des Asteroiden geliefert. Demnach ist das Objekt asymmetrisch und besitzt einen Durchmesser von ca. 250 m.

Radarbild des Asteroiden

Laut JPL-Astronom Steve Ostro kann garantiert werden, dass bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts kein Asteroiden-Vorbeiflug näher an der Erde liegen wird als der morgen fällige. Außerdem soll 2007 TU24 seinen Abstandsrekord von morgen für die nächsten 2000 Jahre nicht unterbieten können.

Update vom 30.01.2008:
Erwartungsgemäß passierte der Asteroid die Erde ohne weitere Folgen zur vorausberechneten Zeit, der erdnächste Punkt befand sich in 554.209 km Entfernung. In Ermangelung aktueller Bilder zeigen wir hier ein höher aufgelöstes Radardbild vom 28. Jänner sowie eine fotografische Aufnahme von 26. Jänner:

Radarbild des Asteroiden in höherer Auflösung

[…]