Für eine Auflistung der größten wissenschaftlichen Leistungen des 20. Jahrhunderts würde sicher auch die Entdeckung von Strukturen in der kosmischen Hintergrundstrahlung herhalten müssen, 1996 wurden die daran beteiligten Forscher sogar mit den Nobelpreis ausgezeichnet.

Im frühen heißen Plasma des Universums konnten aus dem Urknall stammende Photonen nicht allzuweit reisen, ohne von Elektronen gestreut zu werden. Erst ca. 380.000 Jahre nach dem Urknall rekombinierten die freien Elektronen mit Protonen zu neutralen Wasserstoffatomen, Licht konnte sich somit über weite Strecken frei ausbreiten, ohne gestreut zu werden. Wegen des Expansion des Universums wurde die Wellenlänge der Photonen gedehnt, es entstand die kosmische Hintergrundstrahlung, eine zeitlich eingefrorene Karte der Struktur des frühen Universums.

Die Daten des COBE-Satelliten aus dem Jahr 1993 sowie mit größerer Detailschärfe auch jene des WMAP-Satelliten aus dem Jahr 2003 zeigen kleine Temperaturschwankungen, welche die kosmische Hintergrundstrahlung durchsetzen.

Satellit COBE: Hintergrundstrahlung
Hintergrundstrahlung aufgenommen durch den Satelliten COBE.

Satellit WMAP: Hintergrundstrahlung
Hintergrundstrahlung aufgenommen durch den Satelliten WMAP.

Diese Daten sollen zeigen, dass die Massenverteilung im frühen Universum keineswegs gleichförmig sondern von Regionen unterschiedlicher Dichte durchsetzt war, aktuellen kosmologischen Modellen zu Folge die Ursache für Galaxien und andere großräumige Strukturen des heutigen Universums.

Nun rüttelt Gerrit L. Verschuur von University of Memphis in Tennessee kräftig am Gedankengebäude des Urknalls. Er untersuchte die Messdaten des Leiden-Argentina-Bonn-Surveys (LAB), der ersten vollständigen Himmelsdurchmusterung der Verteilung von neutralem Wasserstoff und entdeckte Ähnlichkeiten mit den Strukturen der Verteilung neutralen Wasserstoffs in der Milchstraße. Mit anderen Worten: Die mit den Satelliten gemessenen Fluktuationen könnten überhaupt kein Bestandteil der kosmischen Hintergrundstrahlung sein. Alle aus den vermeintlichen Dichteschwankungen (direkt oder indirekt) erhaltenen Kuriosa wie Dunkle Energie und Dunkle Materie würden dadurch in Frage gestellt.

Dass einigen Wissenschaftlern derart radikale Erkenntnisse sauer aufstoßen, dürfte klar sein. Kate Land von der University of Oxford in England und Anže Slosar von der University of Ljubljana in Slowenien verglichen verschiedene Karten des LAB- und WMAP-Surveys in verschiedenen Frequenzbändern und auf verschiedenen Skalen mit Monte-Carlo-Methoden, haben aber keine statistisch relevanten Korrelationen gefunden.