Es wurde schon vor einiger Zeit erkannt, dass viele der Naturkonstanten ein biophiles Finetuning aufweisen und damit Leben oder gar das Entstehen eines Beobachters im Universum favorisieren.
Eine Erklärung für diesen Befund wäre etwa das rein zufällige Auftreten der physikalischen Konstanten in der aktuell vorliegenden Konfiguration.
Einen befriedigeren Ansatz liefert der Umweg über ein noch zu entdeckendes Naturgesetz, welcher die Konstanten passend konfiguriert. Ein weiteres Erklärungskonzept bringt das Multiversum mit beinahe beliebigen Einzeluniversen ins Spiel, welche dann auch in jeder denkbaren Konfiguration vorliegen. Basierend auf dem Schwachen Anthropischen Prinzip musste dann genau jenes Universum Beobachter hervorbringen, welches biophil ist.
Die vierte mögliche Erklärung führt ein übergeordnetes „Prinzip“ ins Spiel, welches die Feineinstellung der Konstanten in Bezug auf die Maximierung der Biophilie vornimmt. An dieser Stelle wird oft ein höheres, omnipotentes Wesen zitiert, das eine Optimierung der Physik des Universums für die Entstehung von Leben durchführt.
Der erste Erklärungs-Kandidat ist wohl schwer zu widerlegen oder zu beweisen, außer jemand fände starke Hinweise für die anderen Ansätze. Die Variante mit dem noch zu entdeckenden Naturgesetz steht und fällt mit der Feststellung eines passenden Kandidaten. Option drei scheint elegant, ist aber wegen der bislang unmöglichen Zugangs zu anderen Universen nicht weiter einzugrenzen. Einzig für die vierte Variante mit dem kosmischen Zensor und seinem biophilen Prinzip glaubt Don N. Page vom Department of Physics der University of Alberta ein Gegenindiz gefunden zu haben (arXiv:1101.2444v1).
In seinem Paper versucht er zu widerlegen, dass die aktuelle Konfiguration der Naturkonstanten eine Maximierung der Baryonen zur Folge hat, welche Teil von lebenden Organismen werden. Seine Argumentation: Bei einer niedrigeren Kosmologischen Konstante würde das Kondensieren von Materie erleichtert, was sich wiederum in einer optimaleren Bildung von Galaxien und anderer Strukturen niederschlägt, welche dann eventuell lebende Sub-Strukturen ausbilden.
Interessant erscheinen vor allem Pages Ausführungen am Ende seiner Arbeit:
It could be taken as negative evidence for theists who expect God to fine tune the constants of physics optimally for life. However, for other theists, such as myself, it may simply support the hypothesis that God might prefer a multiverse as the most elegant way to create life and the other purposes He has for His Creation.
Das Paper könnte als negative Evidenz für Theisten dienen, welche erwarten, dass Gott für physikalische Konstanten zur Entstehung von Leben eine Feineinstellung vorgenommen hat. Für andere Theisten, wie ich selber, könnte es einfach die Hypothese unterstützen, dass Gott das Multiversum als elegantesten Weg vorziehen könnte, um Leben zu schaffen und den Zwecken Seiner Schöpfung zu dienen.
Damit schlägt der Indizienbeweis gegen einen Gott eines einzelnen Universums in einen für einen Gott des Multiversums um.
Es wird in allen Aufsätzen von Theisten davon ausgegangen, dass man Gott auch deswegen
nicht braucht, weil, wie es beispielsweise in der vorliegenden Argumentation dargestellt wurde, Zitat:
„ bei einer niedrigen kosmologischen Konstante würde das Kondensieren von Materie erleichtert,
(…) welche dann eventuell lebende Sub-Strukturen ausbilden.“ Zitat Ende : Leben auch ohne Gottes wirken entstehen könne, wobei dabei geflissentlich übersehen wird, das es gerade einige Naturkonstanten sind, die eine durch Selbstorganisation entstehende Lebensform nicht zulassen.
Auf diesem Wege kann keine einzige lebende Zelle entstehen.
Die Beweisführung ist unter http://www.spiceweb.eu/index.html nachzulesen.
H.W.Spice
Auch wenn viele der Naturkonstanten ein biophiles Finetuning aufweisen, die Diskussion um die Existenz bzw. Nichtexistenz Gottes wird es immer geben, zumal dies mehr ein religöses Thema darstellt.
Der Artikel ist nichts desto trotz sehr informativ.