Südtirol-Wetter, Wind Chill, Heat Index und die menschliche Physiologie

von |12. März 2010|

Glaubt man den Aussagen der Touristiker, so ist das submediterrane Klima Südtirols mit seinen milden Frühjahrstemperaturen und warmen Herbsttagen Hauptverantwortlicher für die ungeschlagene Beliebtheit der „Sonnenseite der Alpen“ als Urlaubsziel. Das Südtirol-Wetter trägt dabei mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr entscheidend dazu bei, dass das kleine Land südlich des Brenners in der Beliebtheitsskala zahlreicher europäischer Erholungssuchender ganz oben rangiert.
Nichtsdestotrotz ist das aktuelle Wetter in Südtirol der letzten Tage alles andere als ein milder Vorgeschmack des Frühlings, der meteorologisch am 1. März Einzug gehalten haben soll. Temperaturen bis -20 °C und Windgeschwindigkeiten um 100 km/h lassen jeden Wetter-Bericht schlecht aussehen, auch der Wetterbericht für Südtirol der nächsten Tage verspricht keine großartigen Verbesserungen und prophezeit immer noch unterdurchschnittliche Werte. Erst die Südtirol-Wetterprognose für die nächste Woche sagt den Frühling voraus.

Warum kommt es uns so vor, als wäre der Winter wieder zurückgekehrt?

Die menschlichen Sinne sind in Vergleich zu technischen Sensorensystemen schlechter geeignet, physikalische Messgrößen zuverlässig und reproduzierbar zu bestimmen. Dies mag im Alltagsleben von Vorteil sein (konstante Sinnesreize werden auf Dauer abgeschwächt, starke Reize lösen Sättigungsverhalten aus), im Falle von niedrigen Temperaturen bei starkem Wind ist die „Messanordnung Mensch“ jedenfalls eine eindeutige Fehlkonstruktion, zumindest aber kein Intelligent Design. Es ist sicher jedem bereits aufgefallen, dass die bloße Temperatur im Freien anders empfunden wird, als sie tatsächlich vorliegt. Parallel auftretende Wetterfaktoren spielen keine unbedeutende Rolle. Beschränken wir uns zunächst auf Temperaturen unter 10 °C, wo der Massenanteil der absoluten Luftfeuchtigkeit in der Umgebungsluft weniger als 1% zur Gesamtmasse beiträgt und somit eine vernachlässigbaren Einfluss auf die Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität ausübt.

Der Windchill

Der englische Begriff Windchill steht für Windkühle bzw. Windfrösteln und beschreibt anschaulich das Gefühl des verstärkten Kälteeindruckes, der dann entsteht, wenn hautnahe, relativ warme Luft durch Wind konvektiv abgeführt wird und somit die Verdunstungsrate erhöht. Die für die Verdunstung notwendige Energie […]