Freitagsalon Brixen August 2011: Architektur – Werte und Kitsch
Kaum einmal gingen die Meinungen so weit auseinander als bei diesem Thema. Auf der einen Seite gab es die Position, dass Bauherrn und Architekten bei der Gestaltung ihrer Baulichkeiten möglichst wenig von Außen beeinflusst werden dürfen und sollten. Das Recht sich über Bauformen frei auszudrücken, sich dadurch zu realisieren, seinem Individuum und seiner Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, aber auch das Recht, architektonische Experimente zu wagen, dürfen nicht beschnitten werden. Auf der anderen Seite wurde hingegen darauf hingewiesen, dass es beim Bauen in den meisten Fällen um öffentlichen Raum geht, und dessen Gestaltung deshalb sehr wohl auch von einem gewissen Allgemeininteresse ist, wodurch wiederum eine Einflussnahme von Seiten Dritter eine bestimmte Berechtigung hat. Form und Gestalt der Bauten, die sich im Blickfeld aller befinden, prägen nun mal in entscheidendem Maße den öffentlichen Raum, in dem wir uns alle aufhalten und der uns allen irgendwie gehört.
Thomas Mahlknecht hat uns beispielhaft einige architektonisch gelungene und einige weniger gelungene Bauten gezeigt (aus Südtirol aber auch aus anderen Ländern). Dabei ging es in der Diskussion bald einmal um die Frage: Was ist Kitsch und was nicht? Für Thomas hat Kitsch immer etwas mit Verlogenheit und Unechtem (z.B. in den Materialien) zu tun. Kitsch wirkt sehr oft verharmlosend. Echtheit und Authentizität bleiben auf der Strecke. Auch billige Nachahmereien spielen dabei eine Rolle.
Muss aber Nachahmen in jeglicher Hinsicht schlecht sein? Das Abschauen von architektonischen Formgebungen kann durchwegs sehr nützlich sein. Bedeutende und äußerst wertvolle Siedlungslandschaften (Toskana z.B.) sind gerade so entstanden, indem auf möglichst einheitliche Bauformen größten Wert gelegt und ständig zurückgegriffen wurde.
Akzeptanzschwierigkeiten haben ganz allgemein Bauten, die nach Bauformen irgendwelcher fremder Baukulturen errichtet werden, ohne Bezug zur vorhandenen Siedlungstypologie. Andererseits sollte es auch wieder nicht darauf hinauslaufen, dass auf jegliches fremdländisches Element in der Architektur verzichtet werden muss. Besonders problematisch wird es allerdings, wenn es […]
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