Atomkraft

Wasser, Atomenergie und Referendum 2011: Die politische Verantwortung der Italiener

von |12. Juni 2011|

Italien hat es wieder mal geschafft, all die tragischen Momente der letzten Monate in Fukushima in einem Glanzstück der Narretei kulminieren zu lassen. Mehr als 20 Jahre nach dem per landesweiter Volksabstimmung festgelegten Atomausstieg hat die Regierung Berlusconi in einer Serie von Gesetztesdekreten und Gesetzen eine „nationale Nuklearstrategie“ losgetreten, deren Ziel es sein sollte, passende Orte für Reaktoren, Wiederaufbereitungsanlagen und Endlager festzulegen. Bis heute sind die gesetzten Handlungen aber auf das Gründen der „Agentur für nukleare Sicherheit“ beschränkt geblieben, deren Vorsitzender der Onkologe und Senator Umberto Veronesi ist. Umweltbewewgungen und Opposition haben daraufhin ein Referendum auf die Beine gestellt, welches ein 2. Mal eine Abkehr von der Nuklearenergie zum Thema hatte.

Doch dann kam das Erdbeben in Japan. Sogar die sonst im ausgesprochen moderatem Ausmaß selbstkritische Berlusconi-Regierung konnte die entsetzten Reaktionen in Europa nicht verkennen. Was tun, sprach das Huhn, sorry, der Hahn:

„Das ist wie Fußball. Regierung gegen Opposition, jeder auf seinem Spielfeld, Ziel ist das gegnerische Tor. Nur ist jetzt blöderweise unser Fanblock geschrumpft, jener des Gegners schwingt Fahnen mit Totenköpfen. Wenn wir nun einfach vom Platz gehen, kann das Spiel später doch noch gewonnen werden.“

Man kündigte an, den Wiedereinstieg einfach per Gesetztesdekret auf Eis zu legen und leitete den Wind in den Segeln in eine unschädliche Richtung. Zunächst mal waren alle verdattert und schon wurde erstmals in der Geschichte der italienischen Politik von einem Konsens zwischen beiden Regierungslagern gesprochen. Dass sich die „Abkehr“ in einem einjährigem Atommoratorium manifestierte, brachte dann doch Klarheit. Das Referendum solllte gekippt werden, da es nun wegen Fukushima doch sehr gute Aussichten auf Erfolg hatte. Das üble Täuschungsmanöver ward nun offensichtlich, und Berlusconi reichte einen Antrag auf Aussetzung des Nuklear-Referendums ein: Warum das Volk befragen, wenn er doch das Volk ist? Die ungeliebten, weil nicht vom Volk gewählten Richter sahen das anders: Sowohl vor […]

Fukushima2011.com: Pietätlose Geschäftemacherei in Zeiten äußerster Not

von |17. März 2011|

Die letzten 6 Tage haben die Welt in Atem gehalten, zahllose Menschen bangen und hoffen mit den Bettroffenen in Japan. Es finden sich aber immer wieder Zeitgenossen, die selbst die größte Hoffnungslosigkeit und Not für ihren eigenen Profit ausnutzen und dabei auch noch unverschämt werden. Die Zeit schreibt in ihrem News-Blog von heute um 13:01 Uhr:

Schon erstaunlich, mit welcher Schamlosigkeit einzelne Menschen jetzt versuchen, aus der Katastrophe in Fukushima ein schnelles Geschäft zu machen. Soeben erreicht uns eine E-Mail, in der die Domain www.fukushima2011.com meistbietend zum Verkauf angeboten wird. Ein Herr … aus Deutschland schreibt: “Ergreifen Sie noch heute diese einmalige Möglichkeit, eine eigene Domain für dieses besondere Thema zu besitzen. Ein Thema, welches die Menschheit, weltweit, noch Wochen, Monate und Jahre, beschäftigen wird.” Der Herr wünscht sich für die Domain 250.000 Euro und hat sein Angebot an viele deutsche Medienunternehmen geschickt. (wb)

Bald darauf hat Herr … sein Begleitschreiben zur Domain Fukushima2011.com adaptiert und verspricht 50% des Verkaufserlöses den Erdbebenopfern in Japan. Mit der anderen Hälfte will er eine Firma gründen, von deren „Gewinn“ dann wieder Spenden finanziert werden sollen. Mittlerweile hat er diese steuerrechtlich unsinnige Variante nochmals entschärft und macht gar keine Aussagen mehr zu seinem Vorhaben:

Die Reihe der Trittbrettfahrer wird länger und länger, etliche Nachahmer sind auf den Plan getreten und wollen ein Stück des Kuchens.

Aktualisierung 12.03.2012:

Herr … hat sich pünktlich zum Jahrestag von Fukushima und zeitlich überlappend mit seiner eBay-Auktion zu Wort gemeldet und verlangt eine Löschung des vorliegenden Artikels. Eine kurze Recherche zum Suchbegriff „Fukushima2011.com“ zeichnet ein Meinungsbild, welches durchaus mit unserer Vorstellung von Moral kompatibel ist:

Soup von Schabbock
Fokus Online: Die herzlosen Webattacken
ZIEGS KUCHEL MÜLLER COMMUNICATION SERVICE
peterschindler
dradieu
Kaffee bei mir?
Tech Newz
Der Freitag

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Damit werden wir den Artikel nicht löschen, da er in keinster Weise eine Außenseitermeinung vertritt. „Kulanzhalber“ wurde der […]

Deutschlands ungeliebte Klimaschützer

von |13. Mai 2008|

Unter diesem Titel fand sich im Focus Nr. 20 vom 10. Mai 2008 ein Inserat des Deutschen Atomforums e. V., in welchem unter unter Berufung auf die niedrigen oder komplett inexistenten CO2-Emissionen von Atomkraftwerken eine Lanze für die Kernenergie gebrochen wird, wohl auch nicht ganz zu Unrecht. Unter Berufung auf einen nachhaltigen Energiemix wird auf den Seiten des Informationskreises Kernenergie die Unverzichtbarkeit der Kernenergie betont und die Position vertreten, dass

…die Nutzung der Kernkraft wesentlich zur Klimavorsorge beiträgt und eine wettbewerbsfähige und zuverlässige Energieversorgung gewährleistet. Damit erfüllt die Kernenergie alle Anforderungen, die an eine nachhaltige Energieversorgung gestellt werden.

In die gleiche Kerbe schlägt eine Stellenanzeige in der Frankfurter Allgemeinen Nr. 109 vom 10. Mai 2008, in welcher die Energie Baden-Württemberg AG für Nachwuchsingenieure „Kerntechnik“ wirbt.

Jedenfalls finden sie die Konzerne in guter und vor allem kompetenter Gesellschaft mit dem Klimabeauftragten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.