Die Katastrophenkonspiranten wird es freuen: Das CERN hat den Termin für die neuerliche Inbetriebnahme des Large Hadron Colliders auf Ende September verschoben, erste Kollissionen soll gar erst Ende Oktober erfolgen. Damit bleiben der Erde wohl noch mindestens gute 8 Monate.
Als Grund für die Verzögerung wird von den Verantwortlichen der Einbau neuer Überdruckventile sowie eines besseren Schutzes für die Elektro-Verbindungen zwischen den Magneten genannt. Diesbezügliche Mängel haben im September 2008 ein vorzeitiges Aus für die erste Versuchsreihe bedeutet.
2 der am meisten beschädigten Verbindungsmodule im Sektor 3-4. |
Betreff: Risikobeurteilung und der Umgang damit
Wenn ein Experimentbetreiber einen oder mehrere Gefahrenverdachte, welche zudem aus unterschiedlichen, einander sich ausschliessenden Teilszenarien sich zusammensetzen könnten, als unrelevant oder als nullwertig der Öffentlichkeit präsentiert, stellt er sich in Gegensatz zu einer im übrigen allgemeinen, gültigen wissenschaftlichen Erkenntnis, nämlich dass grundsätzlich ein kleines Restrisiko, ungleich Null, besteht – dieses Restrisiko gilt es dann abzuwägen, d.h. zu beziffern. Ein gewisse Unsicherheit geht auch aus einer Beurteilung (2008) eines deutschen wissenschaftlichen Dienstes hervor. – Mit einer Bezifferung des Risikos nach anerkannten statistischen Methodiken (Delphi-Methode ggf., o.a. anzuwenden) wäre zugleich eine tiefergehende Überprüfbarkeit der Sicherheitsaussagen möglich. CERN gibt hingegen dem Publikum ein nullwertiges Risiko bekannt (LSAG-Report v. 20.06.2008). Leider gilt es aus Laiensicht festzustellen, dass untereinander sich erheblich widersprechende Aussagen von wissenschaftlicher Seite getroffen wurden – zuletzt im Januar, was Zerfallszeiten der Kollisionsprodukte betraf. Angesichts der Ungewissheiten bei den Ausprägungen der grundsätzlich möglichen Extradimensionen (LXD) können größere Intervallbreiten energetischer Umsetzungen nicht ganz verneint werden, gab in 2008 ein deutscher, kritischer Wissenschaftler prinzipiell zu verstehen.
Die Entscheidung über die Relevanz eines Restrisikos hält offenbar der Betreiber des Experimentes auch fest weiterhin allein in seinen eigenen Händen, weil er sie nicht einer interdisziplinär besetzten Ethikkommission überträgt. – Wann ist eine Grenze (der Energiedichte) erreicht, die nicht schadlos überschritten werden kann, weil die künstlichen Kollisionsprodukte – im Gegensatz zur natürlichen Situation (Kosmische Strahlung) – im LHC und dann ausserhalb relativ sehr langsam sein können.
Warum geschieht hier nicht – laut vernehmlich – was in einigen anderen Wissenschaftsbereichen (Biologie, Medizin) üblich ist ?
Ich gebe zu, dass dies zwar meine persönliche Sicht ist, etliche besorgte, kritisch eingestellte Menschen aber doch ähnlich denken.
Eine Weiterentwicklung – über die eigenen wissenschaftlichen Grenzen hinaus – wäre für CERN ein hehre Aufgabe und international evtl. beispielgebend, sogar notwendig für zukünftige Entwicklungen.
R.U.