Manuela Kerer ist es gelungen, uns für zwei Stunden in Bann zu halten. Ihr Tatendrang, ihre vielseitige Ausbildung, ihre unerschrockene Herangehensweise an neue Herausforderungen, ihr erfrischend lebendiges Auftreten ließen nur Kurzweile zu.
Ihre Aktivität ist geradezu sprichwörtlich.
Beginnen wir mit den verschiedenen Studien und Ausbildungen, die sie genossen und erfolgreich abgeschlossen hat. Nachdem das Medizinstudium letztlich nicht in Frage gekommen ist (da man sich bei diesem Studium einzig und allein auf dieses Fach konzentrieren muss und so gut wie keine anderen Ausbildungen und Tätigkeiten nebenher möglich sind), hat sie sich für das Jusstudium entschieden. Daraufhin hat Manuela das Psychologiestudium absolviert. Im Bereich Musik schließlich hat sie Geige und Komposition studiert.
Das Komponieren ist Manuelas liebste Beschäftigung. Dabei lässt sie aber die anderen von ihr studierten Fachbereiche nicht etwa links liegen. Im Gegenteil, sie sagt, dass ihr die anderen Studien sogar mehr fürs Komponieren nützen als das Kompositionsstudium selbst.
Klar belegt wird diese Tatsache durch die Titel der in der Folge angeführten Kompositionsarbeiten.
Zu den Kompositionen von Manuela Kerer zählen Personale „Tirol-Festival“ Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck (u.a. Vertonung von 7 Gesetzen des italienischen Strafgesetzbuches); „sussuramënt dla munt“ für Orchester und Publikum (St. Blasius Akademie, Innsbruck); „Art`s birthday“- Ö1 Kunstradio; „Orgelwanderungen“; „Festival zeitgenössischer Musik“ (Südtirol); „Passion Grinzens“; „son moussant“: Akustische Inszenierung des Ferdinandeums als Gebäude (CD Produktion); „Luna Chiarina“ („Colloquium Chor und Orchester“ Füssen); Oper „Rasura“, Libretto von Kurt Lanthaler; „dl rëgn de fanes“ für Streichtrio (ORF Landesstudio Tirol); „Drau- Projekt“; „Lehrlingsprojekt“ („Klangspuren Schwaz“ 2007); „bleu marrant“ für Ensemble und Power Point Präsentation („die reihe“- Schönberg Center Wien). Manuela Kerer schreibt derzeit neben Musik an ihren Dissertationen „Das nicht-verbale [musikalische] Gedächtnis bei Patienten mit leichter Demenzerkrankung“ an der Psychiatrie Innsbruck und „Die Entwicklung der Rechte der Komponisten“ an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck.
Manuela Kerer glaubt an das, was sie macht. Sie wartet nicht darauf von der Muse geküsst zu werden, sondern stürzt sich in ihre Arbeiten.
Als Komponistin für moderne, ernste Musik ist es nicht immer leicht. Die Menschen für diese Musikart zu gewinnen erweist sich äußerst schwierig. Es handelt sich nun mal nicht um einfache Unterhaltungsmusik. Ihre Musik kann nicht nur einfach nebenher genossen werden, man muss sich damit auseinandersetzen, um Interesse und Gefallen daran finden zu können. Dieses Interesse und die notwendige Zeit dafür findet der Mensch in unserer schnelllebigen Zeit immer seltener. Auch die Musikerziehung in den Schulen reicht nur bis Stravinski, modernere Musikformen sind völlig ausgeklammert. Wer sich also nicht von sich aus ein gewisses Bild von den neuen Musikrichtungen macht, wird kaum einen Zugang zu diesen finden. Sie enthalten viele Dissonanzen, es werden keine Geschichten erzählt und den Zuhörern keinerlei Assoziationen gegeben.
Billiges Schockieren allerdings liegt Manuela fern. Es ist ihr auch keineswegs egal, ob den Menschen ihre Musik gefällt oder nicht, sie möchte ihnen helfen, damit sie Gefallen daran finden. Wenn mit Unterhaltung einfach nur Klangberieselung gemeint ist, dann kann ihre Musik diesem Anspruch nicht gerecht werden. Es hängt von der Definition von Unterhaltung ab. Dasselbe gilt für das Wohlbefinden, das Musik auslösen kann. Das kann sicherlich nicht nur einschlägige Unterhaltungsmusik. Auch ein interessanter Ton z.B. kann Wohlbefinden auslösen.
Eines tritt immer stärker zu Tage, das Manuela absolut bedauernswert findet: man darf schon bald keinen schönen Klang mehr schreiben, weil ja alles so schrecklich ist auf dieser Welt.
Manuela Kerer komponiert viel auf Auftrag. Dabei geht sie ganz unterschiedlich vor. Je nachdem für wen sie eine Komposition ausarbeitet. Für ein Klangspuren- oder Transartpublikum fällt eine Arbeit völlig anders aus, als etwa für Kinder. Sie hat schon öfters mit Kindern gearbeitet, hat z.B. Klangspaziergänge mit Kindern unternommen und dabei feststellen müssen, dass Kinder ganz andere und viel mehr Klänge und Geräusche zu hören imstande sind als erwachsene Menschen. Sie kann auch, wenn erforderlich, etwas Harmonisches schreiben. Einem konkreten Musikstil jedenfalls ordnet sie sich nicht zu. Sie bezeichnet sich in diesem Sinne als stillos.
Mit ihrer Musik möchte Manuela etwas Neues schaffen. Etwas Neues ist aber immer im ersten Moment ungewöhnlich und kann so manchen Menschen abschrecken. Das ist zwar nicht ihre Absicht, aber wenn andererseits ihre Musikproduktionen als „nett“ bezeichnet werden, dann kann sie dem auch nichts abgewinnen. Nett gilt nämlich in Kunstkreisen als „der kleine Bruder von Scheiße“. Im besten Falle sind derartige Kommentare als eine totale Verunsicherung einzustufen.
Manchmal braucht es einfach nur etwas Zeit bis der wahre Wert ihrer Musikproduktionen oder Elementen davon erkannt und geschätzt werden. Ein Professor von ihr hatte einmal das in einem ihrer Musikstücke eingebaute Kratzen auf einer Geige absolut negativ bewertet: „das kannst du den Menschen nicht antun!“ Einige Zeit später wohnte Manuela einer Musikaufführung dieses Professors bei, bei der genau ein solches Geigenkratzen vorkam. Darauf angesprochen, gab der Professor zur Antwort: „am meisten lernt man von den eigenen Schülern.“ Für Manuela Kerer eine nachträgliche Bestätigung ihrer kreativen Leistung und ihres künstlerischen Schaffens.
Es muss wohl grundsätzlich festgestellt werden, dass moderne Kunst sich nicht leicht tut, von einem größeren Publikum angenommen zu werden. Auch in der bildenden Kunst schaut es diesbezüglich nicht viel anders aus, auch wenn diese schon mal leichter in die Schlagzeilen der Medien gelangt, als dies bei der modernen Musik der Fall ist. Das hat wahrscheinlich damit zu, dass es leichter ist über die visuellen Sinne Aufsehen zu erregen.
Welche von den zeitgenössischen modernen Kompositionen schließlich unsere Zeit überdauern werden, wird uns erst die Zukunft zeigen.
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